Die beste Backup-Strategie

Der geneigte Leser hat vielleicht schonmal mitbekommen, dass ich gelegentlich den BlueMoon auf Fritz höre. Der BlueMoon ist eine Hörertalksendung, die ich aber leider aus Termingründen meist nur als Podcast hören kann. Das ist normalerweise kein Problem, nur manchmal möchte ich dann laut aufschreien und anrufen. So zum Beispiel als ich die Sendung vom 21.8. nachgehört habe, in der Marcus Richter mit den Hörern über Telekomunikationsprobleme gesprochen hat. Einer seiner Aufhänger waren Backups, also wie der geneigte Computernutzer seine Daten sichert. Oder ob er das überhaupt macht.

Was ich da zu hören bekam ließ mich dann doch sehr zusammenzucken. Da war der Anrufer, der mal alle seine Daten verloren hatte, und sich seither mit den Windows Wiederherstellungspunkten absichert. Für die Laien unter uns: Das funktioniert nicht, die Wiederherstellungspunkte sichern keine Daten. Oder der Anrufer der schön Daten sichert, aber nur so „alle paar Wochen mal“, wenn er „dran denkt“.
Und wenn selbst der Typ der „in der IT-Branche“ arbeitet seine Daten „ab und zu“ auf die externe Festplatte schreibt wundert es mich auch nicht mehr, dass ich in meinem beruflichen Umfeld immer wieder auf im besten Fall fragende, meistens aber leere Gesichter schaue, sobald ich das Thema Datensicherung anspreche. Aber Hey, immerhin lagert die externe Festplatte des IT-Branchen-Typen weit Weg von seiner Wohnung. „Falls die Bude abbrennt.“ Da helfen dann die ab und zu gesicherten Daten sicher auch.

Es zeigt sich also, und das ist auch meine berufliche Erfahrung: Beim Thema Datensicherung ist noch ein weiter Weg zu gehen.

Ich möchte hier jetzt also die aus meiner Sicht sinnvollsten Wege darlegen, wie man seine Daten vom Rechner sichern sollte. Wohlgemerkt lasse ich Telefon und Tablett für den Moment außen vor, das wäre ein zu großes Fass. Deshalb also hier die Beste Art Daten zu sichern!

Die Frage die man sich immer zuerst stellen sollte ist folgende: Was sind die Bedrohungsszenarien gegen die ich mich absichern will?
Die erste und wohl auch am häufigsten eintretende Bedrohung ist das versehentliche löschen oder überschreiben von noch benötigten Dateien. Und da fallen schonmal alle der oben vorgestellten Wege weg: Da es sich bei wichtigen Daten meistens auch um frische Daten handelt sind die „alle paar Wochen“-Datensicherungen nutzlos, da im Zweifel die benötigte Datei noch nicht gesichert wurde. Es muss also was regelmäßiges her. Für Leute mit einem feststehenden Computer empfehle ich eine externe Festplatte von mindestens der Größe der eingebauten Festplatte, besser die doppelte Kapazität. TimeMachine macht darauf einmal eine komplette Sicherung, und ab da werden jede Stunde die Änderungen seit der letzten Datensicherung auf die externe Festplatte kopiert. Wer Arbeit löscht die weniger als eine Stunde alt ist hat also möglicherweise das Nachsehen, 59 Minuten Arbeit lassen sich aber zur Not wieder leisten, zumal der Denkprozess ja schon geleistet und noch frisch ist. Nutzer eines Laptops haben eine solche Festplatte am besten im Netzwerk, so dass die Daten auch dann gesichert werden wenn man mit dem Laptop auf der Couch sitzt und von dort aus arbeitet. Dafür eignet sich zum Beispiel die TimeCapsule , aber auch jede andere Netzwerkfestplatte. Vorraussetzung ist natürlich, dass sie auch eingeschaltet ist. Löscht man nun versehentlich etwas, oder geht gar die Festplatte im Rechner hops hat man immer eine aktuelle Sicherung (wie gesagt, maximal 59 Minuten Arbeit fehlen).
Damit kommt man schon ziemlich weit, alle Daten sind auf zwei verschiedenen Festplatten gespeichert. Wer etwas paranoid ist, oder das Unglück einfach magisch anzieht sollte vielleicht darüber nachdenken seine Daten auf zwei verschiedene externe Festplatten zu speichern, dann können Rechner und eine externe Festplatte gleichzeitig kaputt gehen. Doch auch hier gilt: Beide externe Festplatten müssen direkt am Rechner angeschlossen, oder zumindest innerhalb des gleichen Netzwerkes verfügbar sein, sonst ist man nicht gegen versehentlichen Datenverlust abgesichert.
Schritt zwei: Ein Off-Site-Backup. Natürlich hat der Typ aus „der IT-Branche“ recht: Was wenn die Bude abbrennt? Oder was natürlich auch möglich ist ist ein Einbruch. Dann ist wohl nicht nur der Computer futsch, zumindest bei einem Einbruch ist auch die externe Festplatte weg. Dagegen hilft nur eine Sicherung außerhalb der eigenen vier Wände. Doch auch die sollte möglichst regelmäßig erfolgen. Gerade im Schadensfall ist es wichtig, dass man so schnell wie möglich weiter arbeiten kann, schließlich muss der Schaden möglichst schnell wieder aufgearbeitet werden. Es ist also keine Option externe Festplatten durch die Gegend zu tragen und am heimischen Rechner anzustecken. Es muss wieder etwas automatisches her.
Dafür sehe ich zwei Möglichkeiten: Die erste benötigt einen guten Freund mit einer Internetverbindung und etwas technischen Erfindergeist. Ich würde bei besagtem Freund einen Raspberry Pi mit einer externen Festplatte deponieren. Dieser Raspberry meldet sich über das Internet bei meinem Rechner zuhause, und erlaubt es diesem die Festplatte am Raspberry zu befüllen. Für meinen Rechner verhält sich das wie eine lokale Netzwerkfestplatte, ich kann also wieder TimeMachine nutzen. Abgesichert über ein VPN kann die Daten unterwegs niemand mitlesen, und wer seinen Freunden nicht genügend vertraut kann das entfernte Backup ja noch verschlüsseln.
Die zweite Möglichkeit für eine entfernte Datensicherung benötigt den Willen Geld auszugeben. Services wie Crashplan erlauben es einem seine Festplatte ins Internet hochzuladen. Mehr oder weniger verschlüsselt liegen die Daten dann auf deren Server und lassen sich im Bedarfsfall wieder abrufen. Aber Vorsicht, bei manchen Services kostet das Abrufen extra Geld, oder kann extra Zeit brauchen. Das ist zwar ein eher geringes Problem wenn der Rechner geklaut wurde, oder man Opfer eines Brandanschlages wurde, wenn man aber eigentlich nur eine Datei braucht will man vielleicht nicht jedes mal extra bezahlen. Gerade dann, wenn man etwas leichtfertig mit dem Papierkorb umgeht, oder die Internetverbindung etwas langsamer ist. Deshalb ist das Off-Site-Backup nur eine Ergänzung zur lokalen externen Festplatte, und darf nicht die alleinige Strategie sein.

Versöhnlich sollte man zum Schluss folgendes festhalten: Natürlich ist jedes Backup besser als kein Backup (außer vielleicht das Ding mit den Windows Wiederherstellungspuntken), von einer guten Lösung waren aber viele der oben genannten Anrufer weit entfernt.