Archiv der Kategorie: Kommentare kommentieren

Eine lose Serie in der ich Kommentare im App Store kommentiere.

iOS-Tastaturen – Eine Geschichte voller Missverständnisse

„Verlangt kompletten Datenzugriff!
Alles was ins Handy eingetippt wird wird gespeichert sowie Kontonummer und die Kreditkartennummer“ (App Store-Nutzer Chri5emi)

„Steh nicht so aufs ausspioniert werden. Deinstallieren da nur mit Vollzugriff nutzbar“ (App Store-Nutzer Coma_pilot)

So und so ähnlich kann man es zur Zeit im App Store unter der alternativen Tastatur von Riffsy für das iPhone lesen. Riffsy stellt eine GIF-Tastatur her mit der man Textnachrichten mit spaßigen bewegten Bildern bereichern. kann Über den Sinn lässt sich natürlich streiten, aber sind wir mal ehrlich: Welche Konversation wird von lustigen Kätzchen und kleinen Kindern die mit ihren Fahrrädern gegen Bäume fahren denn bitte nicht bereichert?

Jetzt stellt sich die Frage: Was bedeutet dieser ominöse Vollzugriff? Kann die Tastatur alles lesen was ich in irgendwelche Felder eingebe? Sind meine Passwörter auf Gedeih und Verderb den Entwicklern von Riffsy und den ganzen anderen Tastaturen ausgeliefert? Die einfache Antwort: Nein, natürlich nicht.

Ab Werk können iOS-Tastaturen nur schreiben, nichts lesen und erst recht nichts speichern und ins Internet hochladen. Das ist sehr sicher, schränkt aber die Verwendung dieser Tastaturen auch ein. Möchte die Tastatur jetzt nämlich mit ihrer eigenen App sprechen um im Wörterbuch nachzuschlagen oder wie im Beispiel oben neue animierte Bildchen zu verschicken geht das nicht. Zumindest nicht ohne den besagten Vollzugriff. Dieser erlaubt der Tastatur mit ihrer App zu sprechen, und damit natürlich in letzter Konsequenz auch mit dem Netz. Und so können, theoretisch, natürlich auch die eingegeben Daten ins Internet durchsickern. Allerdings nur wenn sie mit der entsprechenden Tastatur getippt worden sind. Wer also drauf verzichtet seine Passwörter mit GIFs anzureichern ist vor der Riffsy-Tastatur sicher.

Grundsätzlich ist diese Warnung zwar verwirrend, aber natürlich auch sehr sinnvoll. Man möchte ja vielleicht wirklich nicht, dass jede Tastatur alles speichern kann was ich in sie eintippe. Die Entwickler von SmileSoftware, die Softwareschmiede die TextExpander entwickelt, brauchen aber diesen Vollzugriff, da ihre Tastatur sonst nicht auf gespeicherte Kürzel zugreifen kann. Ebenso wie gesagt die GIF-Tastatur. Und ebenso jede Tastatur die ein Wörterbuch benötigt.

Wer sich also unsicher fühlt benutzt für alles was in keine Fall gespeichert werden soll einfach weiterhin die Original-Tastatur. Nicht nur für Kennwörter, auch für Kreditkartennummern und das eigene Tagebuch.

Es ist also mal wieder etwas mitdenken gefragt. Wer etwas aufmerksam durch den App Store streift kann sich die Hälfte der Ein-Sterne-Bewertungen getrost schenken.

Der Facebook-Messenger

Das Ende der Welt ist nah – mal wieder. Seit einigen Tagen ist es für Facebook-Nutzer (und mal ehrlich, das sind wir doch alle) zwingend erforderlich den Facebook-Messenger zu installieren. Zumindest wenn man die Plattform weiterhin nutzen möchte um mit seinen Freunden vom Handy und vom Tablett aus zu chatten. Und wenn man der Facebook-Welt und den App Store-Kommentaren glauben darf ist das mal wieder der Untergang des Abendlandes. Das energische Auffordern zum installieren des Messengers ist wohl schon länger in der Facebook-App zu finden gewesen, ich selbst habe den Messenger schon recht lange installiert gehabt. Warum? Weil er besser war als die normale App, ganz einfach.

Ich mag es, wenn meine Chats in einem aufgeräumten Zustand sind, schön nach Personen sortiert. Besonders auf dem iPad war das in der Zeit vor dem Messenger ein Krampf, zu dämlich waren diese Chat-Heads, und zu klein waren diese albernen Pop-Over-Menüs. Es ist auch einfacher Chat-Gruppen anzusprechen, wenn diese alle in einer übersichtlichen Übersicht zu finden sind, und ich mag es auch wenn ich die chatspezifischen Einstellungen in der Chat-App einstellen kann.

Darüber hinaus war aber auch das ganz einfache Verhalten beim scrollen durch alte Nachrichten und die Kontaktliste besser, außerdem die App ist deutlich schneller, weil nicht jedes mal die ganze Timeline geladen werden muss. Alles in allem verstehe ich also diese Weltuntergangsstimmung nicht so richtig.

Trotzdem sind im Moment fast 6500 Ein-Sterne-Kommentare im App Store zu finden, die ihre Wut über diese Trennung ins Internet gießen. Und die sind zum Teil ganz witzig. Wenn man nämlich bedenkt, dass der größte Teil auf eben die Trennung zurück zu führen ist machen Kommentare wie „Man ist gezwungen eine Ein-Sterne-App zu nutzen! Die kann ja gar nicht gut sein“ besonders viel Spaß. Auch den Klassiker „Wenn es ginge dann 0 Sterne“ findet man hier.

Ein besonderes Highlight ist der Nutzer „Lol4567“ (das allein sagt schon viel aus): „Nicht nur dass diese app sinnlos ist nein ! Ich musste sie mir auch noch runterladen um überhaupt auf meinem handy per facebook zu schreiben“. Und der Nutzer „Do. A.“ schreibt schon fast poetisch: „Ihr habt mich mit dieser App schön in die Hölle gezwungen“.

Bei all der Häme über solche Blödsinnskommentare: Es gibt ja zumindest auf den ersten Blick auch Gründe die gegen diese App sprechen. Ich habe in den letzten Tagen viel über die Privacy-Bedenken von Nutzern gelesen, ich zitiere hier mal aus einer Petition (!) gegen den neuen Messenger:

The Android version of the app — and to a lesser extent the iPhone version as well — allows Facebook to access your phone camera and record audio, call and send messages without your permission, identify details about you and all your contacts, and send that info on to third parties.

Zu Deutsch:

Die Android-Version der App — und in etwas abgeschwächter Form auch die iPhone-Version — erlaubt Facebook auf eure Handykamera und das Mikrofon zuzugreifen, kann Anrufe tätigen und SMS verschicken. Sie kann Details über dich und deine Kontakte herausfinden und diese an Andere weitergeben.

Mal abgesehen davon, dass ich nicht so richtig ersehen kann, was das für Details sein sollen hier mein Senf dazu:

  1. Kann das so gut wie jede Messenger-App. Und nicht nur die, die ganz normale Facebook-App darf das auch alles (ohne Einschränkung). Selbst WhatsApp kann unter Android das selbe und noch mehr: Die gerade aktiven Apps abrufen, Kontakte lesen und ändern (!), USB-Speicherinhalte ändern oder löschen, WLAN-Verbindungen abrufen, Konten erstellen und Passwörter festlegen, Systemeinstellungen ändern und Synchronisierung aktivieren oder deaktivieren um nur ein paar zu nennen.
  2. Zumindest beim iPhone ist ein Großteil der genannten Dinge quatsch. Beim iPhone verschicken Dritt-Apps keine SMS und rufen auch niemanden unbemerkt an. Nach den Kontakten hat mich zumindest der Messenger noch nicht gefragt (ich nehme also an, dass man die nicht freigeben muss), und auf die Kamera und das Mikrofon möchte die App zwar zugreifen (um eben Bilder und Sprachnachrichten an die Freunde zu verschicken), das kann man aber beides ohne Einschränkungen abdrehen (man kann dann eben die genannten Funktionen nicht nutzen).

Mal also davon abgesehen, dass man also eher WhatsApp löschen sollte ist das ganze also nichts Neues, im Gegenteil. Jeder halbwegs moderne Messenger wird einen nach ähnlichen Berechtigungen fragen. Gut die Android-Nutzer haben eben Pech, da kann man die App nur laden wenn man auch allem zustimmt, beim iPhone habe ich aber nach wie vor die Kontrolle über meine Daten.

Besonders im Hinblick auf den Kauf von WhatsApp durch Facebook Anfang des Jahres möchte ich mit einem App Store-Kommentar des Nutzers „halbjapaner“ schließen: „Ich installiere keine 2 Apps, nur weil Facebook seinen Messenger-Dienst gegen WhatsApp und Skype etc. gewaltsam auf dem Markt durchdrücken möchte.“