FlightTracker

Ich finde es gut, Projekte die einem viel Spaß bereiten zu unterstützen. Und ich bastle gerne an Computern herum. Was liegt also näher, als beides miteinander zu verbinden.

Ich habe hier einen Stapel an Raspberry Pis rumliegen. Auf einem läuft eine Seafile-Instanz, ein anderer dient als Ziel für Online-Backups. Da die Geräte so günstig sind und sehr wenig Energie verbrauchen, mag ich es ihnen eine dedizierte Aufgabe zuzuweisen. Falls dabei was schief geht habe ich dann immernoch die Möglichkeit diese Instanz abzuschalten, ohne die anderen Services zu beeinträchtigen. Und der Umzug an neue Standorte wird selbstverständlich auch leichter.

Ein Board lag jetzt aber lange rum und hat hauptsächlich Platz verbraucht. Deshalb habe ich nach einem neuen Verwendungszweck gesucht. Und nun zu dem Projekt um das es eigentlich geht.

Ich bin Anfang des Jahres das erste mal in einem Flugzeug gesessen. Die ersten 24 Jahre meines Lebens habe ich es geschafft, mich fliegenderweiße nur per Hubschrauber zu bewegen. Nun stand aber eine Geschäftsreise nach London an, eine Entfernung die sich am besten per Flugzeug zurücklegen lässt. Das ganz hat mir sehr viel Spaß gemacht, und eine gewisse Begeisterung für die Luftfahrt im allgemeinen, und für die Airliner im besonderen, geweck. Seither hänge ich verstärkt auf Flightradar24 rum, eine Webseite, auf der sich live unzählige Flüge nachverfolgen lassen. Die Daten kommen hauptsächlich von Freiwilligen, diese empfangen die in den Himmel gefunkte Telemetrie der Flugzeuge, und leiten sie an Flightradar24 weiter. Das geht, da diese Daten unverschlüsselt gesendet werden, und neben der Flugnummer auch Daten über Position, Höhe, Geschwindigkeit und Richtung des Fliegers enthalten. Zum Empfangen benötigt es nicht mehr als eine Antenne und ein wenig Software zur Auswertung und Weiterverarbeitung.

Bei Flightradar24 gibt es eine schöne Anleitung, wie man sich einen solchen Empfänger bauen kann. Für meine Ansprüche war fast schon zu wenig Bastelei dabei. Die Antenne, ein sogenanntes Software-Defined-Radio, gibt es für kleines Geld bei Amazon. Es ist letztenendlich nur ein USB-Stick mit Empfänger, dem man sagt auf welcher Frequenz er zuhören soll. Man könnte ihn auch auf Fernsehen, Polizeifunk oder einfach Radio einstellen. Meiner horcht nun also auf ADB, das Protokoll das Flugzeuge benutzen um ihre Telemetrie an die Lotsen und Flughäfen zu übermitteln.

Zusammen mit einem Account bei Flightradar24 kann ich so also auch was zum Weltwissen™  beitragen. Das schöne ist, hier gibt es auch einiges an Statistik, in den ersten acht Stunden wurden beispielsweise 421 Flugzeuge von meinem Empfänger gesehen und an Flightradar24 weitergeleitet.

Im Moment habe ich mit der kleinen Stummelantenne eine Reichweite von ca. 30 nautischen Meilen, was ziemlich genau 55 km entspricht. Meine bisher größte gemessene Distanz liegt bei zur Zeit 34 NM. Mein Problem ist zum einen, dbildschirmfoto-2016-10-05-um-20-46-25ass die Antenne noch im Inneren des Raumes steht, und außerdem baulich nicht optimal liegt: Ich wohne in der Innenstadt, rundum stehen Häuser die alle höher sind als meine Wohnung im ersten Stock. Die einzige freie Fläche geht nach Osten, das merkt man auch extrem. In diese Richtung ist die Empfangsreichweite mit Abstand am höchsten. Hier ließen sich sicherlich mit einer Außenantenne noch der ein oder andere Kilometer heraus kitzeln, das wäre eventuell ein Projekt für die Zukunft.

Was ich noch nicht weiß ist, ob ich die gesammelten Daten auch noch einer eigenen Visualisierung zuführen kann. Ich fände es spannend, mir mein eigenes Flightradar zu bauen, gespeist aus den Daten meines Empfängers. Das würde mir nicht nur ein besseres Verständnis der gesammelten Daten geben, sondern auch nochmal unmittelbarer zeigen, was dieses leuchtende Board auf meinem Schreibtisch hinter der Kaffeemaschine genau macht.

Beitragsbild: Das erste Flugzeug, mit dem ich geflogen bin: Ein Airbus A320 von British Airways.