Vorwort: Beim Schreiben des Artikels sind mir zwei fundamentale Fehler unterlaufen. Natürlich habe ich vor und während des Schreibens mit dem Thema beschäftigt, und zum Thema recherchiert. Dabei sind mir zwei Links untergekommen, die ich gelesen habe, hier aber nicht erwähnt habe. Beide haben die zu meiner gegenteilige Meinung. Der eine Fehler war, das nicht zu erwähnen. Der andere, noch viel schwerwiegendere, war, dass ich darauf hingewiesen werden musste. Und zwar von hukl (danke sehr), der das ganze erst losgetreten hat. Das ist nicht nur schlechter Stil, das ist schlicht unredlich und etwas was ich jedem Journalisten ankreiden würde. Ich entschuldige mich hiermit dafür, alle weiteren Ergänzungen unten.
— Originalartikel —
Die aktuelle Freakshow vom 4.6.2017 hat den Titel Dieses Wochenende, nächstes Wochenende. Recht schnell, in den ersten Minuten wird klar, dass dieser Sendungstitel nicht von ungefähr kommt, sondern es darum geht, wie das kommende Wochenende richtig zu bezeichnen ist. Dieses Wochenende? Nächstes Wochenende? Kommendes Wochenende?
Ich habe dazu das gezeigte Bild erstellt. Stelle dir vor, heute wäre der 5. Juli, 2017, ein Mittwoch. Wenn ich an diesem Tag von dieser Woche spreche sind sich wohl alle einig, dass diese vom 3. bis zum 9. Juli geht. Die nächste Woche geht dementsprechend vom 10. bis zum 16. Juli.
Das Wochenende ist per Wortsinn ein Ereignis am Ende der Woche. Es ist also Teil der Woche, sonst würde es Hinterderwoche oder so heißen, und es liegt auch nicht am Anfang der Woche. Ansonsten wäre es der Wochenanfang. Das Wochenende gehört also untrennbar zur Woche als ganzes. Hat die Woche schon begonnen hat auch die Zeiteinheit in der das Wochenende liegt schon begonnen. Sprechen wir am 5. Juli also von diesem Wochenende sprechen wir vom 8. und 9. Juli. Sprechen wir vom nächsten Wochenende sprechen wir vom 15. und 16. Juli.
Wochenenden sind in diesem Zusammenhang wie Tageszeiten zu betrachten. Sprechen wir um 15:30 Uhr von diesem Abend geht es um den Abend des selben Tages. Sprechen wir vom nächsten Abend geht es um den Abend des darauffolgenden Tages. Auch wenn technisch gesehen der nächste Abend noch am selben Tag stattfinden würde. Auch hier liegt es daran, dass die Zeiteinheit in der wir Tageszeiten einordnen, nämlich der jeweilige Tag, schon begonnen hat.
Update 1: Auf besondere Nachfrage hin: Laut Wikipedia ist der Wochenbeginn durch EN 28601, ISO 8601 und DIN 1355 der Montag. Ein spezielles Wochenende ist nicht definiert, sondern ein kulturelles Konstrukt. (Angestellte aus dem Einzelhandel werden zum Beispiel sehr häufig den Beginn des Wochenendes erst am Samstag Abend sehen, da da der letzte Feierabend der Arbeitswoche stattfindet.) Die oben genannten Normierungen sehen keinen Ablauf Woche-Wochenende-Woche vor, sondern hängen Woche an Woche. Das legt nahe, dass das Wochenende Teil der Woche ist, eben wie der Abend Teil des Tages ist.
Update 2: Ich glaube mittlerweile das Problem der Diskussion gefunden zu haben. Ich argumentiere im wesentlichen nach der oben genannten ISO. Ich sehe also das Wochenende als Teil der Woche, nicht als eigenes Ereignis. Schon alleine weil es sich nicht sinnvoll vom Rest der Woche abgrenzen lässt. Die Frage, wann das Wochenende beginnt ist in meinen Augen nicht eindeutig zu klären, daher muss es in meinen Augen im Kontext der jeweiligen Woche gesehen werden. Ich konnte keine Erklärung finden, ob das Wochenende Freitagabend, Samstag früh oder vielleicht erst Samstagabend beginnt.
Sieht man es als eigene Entität sind natürlich die links gezeigten Bezeichnungen korrekt. In meinen Augen und Ohren sträubt sich da allerdings alles, da mit dieser Definition, meiner Meinung nach, noch mehr Verwirrung Tür und Tor geöffnet wird. Nicht nur, dass der Beginn des Wochenendes unklar ist, zusätzlich ändert sich nun zweimal pro (sieben Tage-)Woche die Bezeichnung für diese und nächste. Diese Woche endet am Freitag Abend, Samstag und Sonntag haben wir keine Woche, und nächste Woche beginnt am kommenden Montag. Währenddessen geht irgendwann zwischen Freitagabend und Samstagabend nächstes Wochenende in dieses Wochenende über.
Da ich das Wochenende als Teil der Woche sehe (nochmal: Es gibt keine sinnvolle Abgrenzung zum Rest der vorangegangenen Woche) halte ich es auch für falsch während der laufenden Woche die Bezeichnung zu ändern. Ebensowenig wie ich es für falsch halte um 10 Uhr von nächsten Mittag zu sprechen, um dann fünf Stunden später von letzten Mittag zu sprechen. Da ich die jeweiligen Abschnitte in ihren Kontext einbinde (Tag, Woche) haben sie länger Gültigkeit. Und das sehe ich als Vorteil.
Abgesehen davon: In den ganz oben verlinkten Artikeln, sowie in diesem hier beim Spiegel, haben die Protagonisten allesamt das Problem nicht verstanden zu werden, und dann zum falschen Zeitpunkt aufzutauchen. Eventuell hat sich die Realität also schon längst weiter bewegt, und wir kämpfen hier eine Schlacht, die schon lange an anderer Stelle entschieden wurde.
„Das Wochenende gehört also untrennbar zur Woche als ganzes.“
Genau da liegt das Problem, das tut es nicht.
Des Pudels Kern scheint mir die Unterscheidung in „Arbeitszeit = Woche“ und „Freizeit = Wochenende“ zu liegen. In „der Woche“ muss ich arbeiten und am „Wochenende“ habe ich frei. Das zeigt sich auch bei Brückentagen wenn durch hinzufügen eines Urlaubstages, z.B. am Freitag, ein langes Wochenende entsteht.
Man sagt „heute Abend“, nicht „diesen Abend“ und „morgen Abend“, nicht „nächsten Abend“.
Ob der Beginn des Wochenendes klar definiert ist oder nicht ist weitgehend unerheblich, weil sich das weder durch „nächstes Wochenende“ noch durch „das Wochende nächster Woche“ ändert. Für welche konkrete Situation sollte das relevant sein?
Darf ich das mal etwas nachschärfen? Deine Regel lautet ganz einfach: die Begriffe „dieser“/“nächster“ beziehen sich auf die Woche.
Beispiele: „dieses Wochenende“ ist die Kurzform von „das Wochenende dieser Woche“, „nächstes Wochenende“ die Kurzform von „das Wochenende nächster Woche“.
Ergänzung: die Lesart lässt sich auch auf Wochentage verallgemeinern: „dieser Donnerstag“ heißt „diese Woche Donnerstag“, „nächster Donnerstag“ heißt „nächste Woche Donnerstag“.
Die Regel ist intuitiv und nützlich.
Zu intuitiv: Was antworten Leute, die „nächster“ als „anstehender“ verstehen, wenn man sie fragt, wann der „nächste Donnerstag“ ist, wenn jetzt Mittwoch ist? Am Mittwoch: „Alles klar, dann sehen wir uns nächsten Donnerstag!“ Selbst diese Leute würden sich, meiner Erfahrung nach, im Kalender einen Eintrag für +8d und nicht +1d machen. Wozu überhaupt das verwirrende „nächsten“ verwenden, wenn man einfach und verständlich „diesen“ sagen könnte?
Zu nützlich: Ist es wirklich praktisch, mit den Begriffen „dieser“ und „nächster“ dasselbe zu bezeichnen? Die reine Wortbedeutung lässt anderes vermuten. Lieber in zig Varianten dasselbe sagen (Dienstag, diesen Dienstag, nächsten Dienstag, kommenden Dienstag, anstehenden Dienstag, …), statt sich die abgrenzende Bedeutung von „nächste(r/s)“ (zu „dieser“) zu nutze zu machen?