Es gibt Dinge die regen einen jedes Mal auf wenn man sie liest oder sieht. Bei mir gehört die Phrase „unnützes Wissen“ dazu. Das Konzept, dass Wissen unnütz sein könnte findet in meiner Realität und meiner Sicht auf die Welt nicht statt. Wieso sollte es nutzlos sein Dinge zu wissen?
Ein Problem, das wir als Gesellschaft heute haben ist, dass viel zu wenig mit Fakten argumentiert wird. Stattdessen kommen sowohl im Privaten als auch in der Politik mehr und mehr gefühlte Fakten, früher ehrlicherweise Bauchgefühl genannt, zum tragen. Was nicht ins Weltbild passt wird ausgeblendet. Argumente die den eigenen Standpunkt entkräften werden ignoriert oder zu Fake News, früher Falschmeldung oder auch Lüge genannt, erklärt. Der Wissenschaft wird nicht mehr getraut, plötzlich glauben wieder ernsthaft Leute, dass die Erde eine Scheibe sei. Man kann nicht nur behaupten, dass der Klimawandel eine Erfindung der Chinesen sei ohne ausgelacht zu werden. Man kann mit dieser Einstellung sogar amerikanischer Präsident werden.
Mir ist schon klar, dass es etwas weit hergeholt ist all das auf „unnützes Wissen“ zurückzuführen. Menschen denken nicht automatisch, dass Angela Merkel eigentlich eine Echse ist, nur weil man ihnen „unnützes Wissen“ präsentiert. Trotzdem ist es erwiesen, dass nicht nur das Sein das Bewusstsein schafft, sondern auch andersrum das Bewusstsein Einfluss auf das Sein hat (Thomas Theorem). Von der Annahme, dass Wissen nutzlos sein kann ist es nicht mehr so weit zur Wissenschaftsfeindlichkeit. Und deshalb regt mich diese Phrase so sehr auf.
Im englischen spricht man von „Fun Facts“, also Tatsachen die Spaß machen, die einen vielleicht zum Schmunzeln bringen. Sie sind nicht nutzlos. Im Gegenteil, der Nutzen ist schon im Begriff beschrieben: Fun. Mag sein, dass darüber hinaus nicht viel hängen bleibt, aber das ist ja schon mal besser als nichts. Und wer weiß, vielleicht kann man ein entsprechendes Faktum später einmal auch ernsthaft anwenden.
Ein Beispiel: Die Tatsache, dass es außer in Deutschland nur zwei indische Bundesstaaten und die Isle of Man ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen gibt habe ich vor etwa einem halben Jahr herausgesucht (http://www.unnützes-wissen.de/index.php?fact=17.7.2018). Heute argumentiert der Bundesverkehrsminister ernsthaft, dass ein Tempolimit auf Autobahnen “wider den Verstand” sei. So viel Spaß es mir macht schnell Auto zu fahren, die Deutschen ausgerechnet als einziges Volk mit Verstand darzustellen grenzt mindestens an Torheit. Eine Torheit die durch das genannte Faktum noch untermauert wird.